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Bäume im Klimawandel
Ausschreibung, Pflanzung, Pflege und Erhalt von Bäumen waren Themen auf dem Seminar des Fachverbandes geprüfter Baumpfleger
„Ausschließlich heimische Gehölze in der Stadt helfen uns nicht weiter“, war das klare Statement von Klaus Körber bei dem Seminar des Fachverbandes geprüfter Baumpfleger vom 24. bis 26 März 2017 in Oberhof/Thüringen. Aufgrund des Klimawandels werden Gehölze benötigt, die Temperaturen von minus 30 Grad Celsius im Winter und plus 40 Grad Celsius im Sommer aushalten. Der Experte der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim bezieht sich u.a. auf das Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021“. Das Überleben in der Stadt wird zudem durch mangelhafte Pflanzung erschwert. Dringend notwendig ist es, betonte Körber, darauf zu achten, dass der Baum im richtigen Substrat und nicht zu tief gepflanzt wird, Stammschutz aufgetragen und ausreichend und zielgenau gewässert wird.
Die Zunahme abiotischer Schäden sowie die stärkere Verbreitung heimischer und neu eingewanderter Schädlinge, zeigte Dr. Ralf Petercord, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, eindrücklich in seinem Vortrag. Durch länger anhaltende Vegetationsperioden haben Schädlinge beispielsweise
eine höhere Generationenfolge. Neue Schädlinge werden häufig durch Verpackungsmaterial und billige Pflanzenimporte des Handels eingeführt. Dr. Petercord rät daher, Verpackungen sofort zu entsorgen und außerdem mehr Hygiene durch Laubentfernung in der Stadt anzustreben. „Alles über Buchdrucker, Kupferstecher & Co.“ ist im Borkenkäferinfoportal unter www.borkenkäfer.org nachzulesen.
Vom Rettungsversuch der größten Rotbuche Sachsens, Fagus sylvatica `Asplenifolia´, in Dresden-Pillnitz berichtete Dr. Henrik Weiß vom Büro Baum & Landschaft in Dresden. Der Weißfäuleerreger Meripilus giganteus Riesenporling hatte den mächtigen Baum befallen. Die Behandlung mit dem Antagonisten Trichoderma scheint aktuell erfolgreich zu sein.
Möglichkeiten einer Bekämpfung von Schadorganismen mit Kontaktmitteln zeigte Wolfgang Vaas-Ruchti von der Firma Organics International aus Höchstädt auf.
Jörg Cremer, Vorsitzender des Fachverbandes und Mitglied im Regelwerksausschuss zur ZTV-Baumpflege, fasste für die Mitglieder die Änderungen in dem zukünftigen Regelwerk zusammen.
Die ZTV-Baumpflege ist das Bindeglied zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer und gibt u.a. dem Ausschreibenden eine Konfiguration gemäß der VOB vor. Eine fachgerechte Beurteilung von Angeboten und Leistungsabnahmen setzt voraus, dass auf der ausschreibenden Seite eine fachlich qualifizierte Person arbeitet.
Auch bei Entsorgern, die durch häufiges Verlegen von Leitungen im Wurzelbereich von Gehölzen arbeiten, hilft fachkundiges Personal dabei, Bäume zu schützen und zu erhalten. Dennis Wilstermann vom Institut für Baumpflege in Hamburg, referierte über Normen und Regelwerke für den Umgang mit Bäumen auf Baustellen. Er zeigte anhand von ausdrucksvollen Bildern aus der gängigen baumschädigenden Praxis auch sehr positive Beispiele eines sorgsamen und erhaltenden Baumschutzes.
„Unterweisungen und ihre Delegierung durch den Arbeitgeber müssen klar dokumentiert werden“, bekräftigte Markus Breithaupt, u.a. Ausbilder bei den Baumgenossen e.G. in Nürnberg. Er empfahl u.a. in seinem ausführlichen Vortrag die fachkundigen Veröffentlichungen der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Ein weiterer Diskussionspunkt war die Scheinselbständigkeit, die unterstellt wird, wenn ein Baumpfleger als Subunternehmer vorübergehend mit der Stammbelegschaft zusammenarbeitet. Neue Urteile des Verwaltungsgerichtes sollten beachtet werden.
Begleitprogramm des Seminars war die Besichtigung eines der größten Laubholzsägewerke Europas. Technik und Arbeitsproduktivität der Firma Pollmeier in Creuzburg beeindruckten die Teilnehmer.
Das Fachseminar wird 2018 in der Bildungsstätte Gartenbau Grünberg vom 20. bis 22. April stattfinden.